Video-Kamingespräch mit Frau Staatsministerin Dorothee Bär
Video-Kamingespräch mit Frau Staatsministerin Dorothee Bär Beauftragte der Bundesregierung für Digitales und stellvertretende Parteivorsitzende der CSU
Teilnehmer:
Dorothee Bär
Bärbel Ebner, Vorsitzende AKS Bezirksverband Oberbayern
Michael Niedermair, Schriftführer AKS BV Oberbayern, Kreisvorsitzender AKS Dachau
Das wichtigste Anliegen der Schulen sind Online-Plattformen mit umfangreichen Möglichkeiten, die sicher sind und dem Datenschutz entsprechen und nicht im Ausland (USA, …) gehostet werden.
Das Problem Datenschutz ist oft vorgeschoben, die Schulen werden im Stich gelassen, hier wäre mehr Unterstützung seitens des Kultusministeriums nötig, aber gleichzeitig auch mehr Autonomie für die Schulen. Auch die Amerikanischen Produkte sind DSGVO-konform, allerdings ist auch eine gemeinsame Plattform für Materialien in Vorbereitung. Insgesamt haben wir 15 Apps für Konferenzen getestet, die Microsoft-Produkte sind gut.
Auf jeden Fall sind Lösungen nötig und bei der Entwicklung und Bereitstellung sollte man auf jeden Fall die Corona-Erfahrungen der Schulen nutzen.
Ich würde mir wünschen, dass es zum Papierzeugnis auch eine digitale Variante (genormt, mit Signatur, Langzeitarchivierung, elektronisches Auslesen der Daten für weitere Verarbeitung, …) für die Schule, IHK, HWK, … bundesweit gibt, so dass ein sehr einfaches Erfassen möglich ist.
Dafür stehen die Chancen gut, wir sind dabei Standards bundesweit einzuführen. Dies wurde 2015 beschlossen, sollte bis 2022 zu realisieren sein, zusätzliche Gelder dafür sind vorhanden. Es soll eine Lösung entstehen, die bundeseinheitlich für alle Register zur Verfügung steht.
Auch IHK, HWK?
Das weiß ich jetzt nicht genau, erstmal nur für alle staatlichen Stellen auf Bund-landes- und kommunaler Ebene, aber der Wunsch ist notiert.Bei den Geräten für Schüler, WLAN, BYOD, gibt es je nach Schule teilweise nur wenig Bedarf und es gibt ja auch Gelder für Leihgeräte, aber die Umsetzung ist schwierig.
Die Gelder sind speziell für Leihgeräte für sozial Benachteiligte Schüler. Verschiedene Firmen haben hier tolle Konzepte mit Leasing-Verträgen, bei denen die Geräte alle 2–3 Jahre erneuert werden. Ich selbst bin kein Fan von BYOD, es ist schwierig bis immer alle laufen, wenn mit unterschiedlichen Geräten gearbeitet wird. Ideal wäre, wenn Lehrer und Schüler das gleiche Gerät verwenden.
Das entlastet auch die Systembetreuer.Laut einer Umfrage kaufen sich 80% der Lehrer Ihren Notebook/Rechner selber, um die Unterrichtsvorbereitung zu machen. In der Wirtschaft ist es üblich, Mitarbeiter mit der nötigen Infrastruktur auszustatten.
Hier ist in der Tat nicht viel geplant, erst seit einem halben Jahr läuft hierüber eine Debatte mit der JU. Meiner Meinung nach sollte aber ein Dienstlaptop eigentlich Standard sein. Derartige Forderungen habe ich heute auch an Markus Söder bei der Parteivorstandssitzung weitergegeben. Dort war digitale Bildung der einzige Punkt mit einer entsprechenden Zusage. Meine Bitte an alle: Lehrer sind zu leise in unserer Partei, ihr müsst fordernder auftreten, auch als AKS. Stellt Anträge auf dem Parteitag, nutzt alle Kanäle.Das Problem sind auch meist nicht die Lehrer, die schlimmsten Blockierer der digitalen Bildung sind oft die Eltern. Wie sind da ihre Erfahrungen?
Unsere Schule ist sehr schnell auf digitale Bildung umgestiegen, als Corona kam.
Hat das problemlos geklappt?
JaWie sieht es aus mit der digitalen Infrastruktur auch auf dem Land.
Es läuft ein Programm zum Glasfaserausbau an Schulen und Kliniken. Die Gründe sind sehr vielschichtig, wenn der Ausbau hakt. Die meisten haben WLAN, zur Not geht es auch über Mobilfunk.An unserer Schule war es ein einziger von 1000 Schülern, der sich verweigert hat. Oft liegt es aber auch an den Sachaufwandsträgern, aber auch hier bewegt sich dank Corona was.
Hat die CSU einen Plan, digitale Bildung voranzutreiben?
Ein Vorschlag für höhere Klassen ist, einen Tag pro Woche digitaler Unterricht, Konzepte für chronisch Kranke…
In Coronazeiten läuft bei uns der Informatikunterricht nur von zu Hause, das klappt super.Wie sieht Ihr ideales Digitales Deutschland 2030 aus?
Schwerpunkt ist hier die Gesundheit und Medizin, um länger selbstbestimmt zu leben, Spracherkennung, Smarte Teppiche, die merken, wenn ein Patient Hilfe benötigt, Unterstützung für die Menschen, Entlastung für Pflegekräfte, Diagnostik und Telemedizin, KI, Robotik, Lasertechnik…
Da steckt wahnsinniges Potenzial drin, aber auch bei digitaler Statistik, wie schon besprochen bei der Bildung und in der Mobilität. Bei den Mobilitätsnetzen spielt der Faktor Zeit eine große Rolle, Digitalisierung muss aber immer eine Erleichterung für die Menschen darstellen, nur so lässt sich die Ablehnung in der Bevölkerung abbauen. Gerade in der Bildung ist Digitalisierung eine zwingende Notwendigkeit.Ich war diese Woche in einer Klasse zum Unterrichtsbesuch und war überrascht, dass ¾ der Schüler die Corona-App installiert haben.
Das passt ins Bild, Deutschland hat mit knapp 15 Millionen Usern innerhalb von drei Wochen mehr Nutzer als alle anderen europäischen Länder zusammen.
Eigentlich gibt es ja das Handyverbot an Schulen, aber wer die App drauf hat, darf es anlassen.
Bei uns an der Berufsschule ist das Handy Unterrichtsbestandteil (BYOD).Wie bereiten Sie Ihre Kinder auf die Digitalisierung vor?
Sehr streng. Handy gibt es erst ab der weiterführenden Schule, an der Grundschule im Dorf ist es nicht nötig. Unsere Große darf zwar auf Social Media, darf aber kein Gesicht zeigen.Die CSU hat vor einiger Zeit den Mitgliedsbeitrag erhöht, mit der Begründung, die Digitalisierung in der Landesleitung auszubauen und die CSU digital fit zu machen. Gerade in Zeiten von Corona hat sich deutlich gezeigt, dass diese Entscheidung gut und richtungsweisend war. Ich denke hier nur an den Digitalen Parteitag, den Sie hervorragend moderiert haben – tolle Sache.
Für die Bezirks- / Kreis- und Ortsverbände würde ich mir hier auch einen digitalen Schub wünschen. Die Landesleitung organisiert tolle Videokonferenzen über Webex, bei der auch über die URL deutlich wird, dass es sich um eine CSU-Veranstaltung handelt.
Leider steht dies für andere Verbände bzw. Arbeitskreise nicht zur Verfügung – die LL sieht sich auch nicht in der Lage, hier den Zugang bzw. die Organisation zu Verfügung zu stellen. Hier muss dann jeder einzelne sich einen privaten kostenlosen Webex-Account besorgen, der sehr stark in der Funktonalität beschränkt ist und beispielsweise über die URL meetingsdf345sas78… verteilt wird. Ein Corporate Design und einheitliches Auftreten der CSU fehlt hier.
Ich würde mir wünschen, dass Videokonferenzen auch für alle CSU-Einheiten mit einen einheitlichen Auftreten ermöglicht wird.
Solche Konferenzen sind wichtig und müssen auch möglich sein, jeder Orts- oder Kreisvorsitzende kann Einladender sein.
Funktioniert leider nicht.
Stellt auf dem nächsten Parteitag einen entsprechenden Antrag, der geht bestimmt mit 100 zu 1 durch.Ich würde gerne Best-Practices aus der Corona-Zeit sammeln und würde mir das auch gerne vor Ort bei Ihnen anschauen.
Sie sind herzlich willkommen, uns am Thomas-Mann-Gymnasium zu besuchen.
Vielen herzlichen Dank, Frau Staatsministerin, dass sie sich für unsere Fragen Zeit genommen haben, Ihre ehrlichen Antworten und Ihre Unterstützung.